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Nahversorgung

Tegut – teo in Groß-Umstadt?

Tegut – teo in Groß-Umstadt?

Am Dienstagabend (09.08.) fand im Forum S der Sparkasse eine Informationsveranstaltung der Stadt Groß-Umstadt zum „teo“-Markt statt, um Anwohnerinnen und Anwohner sowie Gewerbetreibende frühzeitig über einen möglichen Selbstbedienungsmarkt am Bahnhof zu informieren und in die nächsten Schritte einzubinden. Rund 50 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung von Bürgermeister René Kirch und nutzten die Veranstaltung, um das Konzept kennen zu lernen und Fragen zu stellen.

Die Lebensmittelhandelskette Tegut möchte einen Kleinstflächenmarkt, einen sogenannten „teo“ am Bahnhof Groß-Umstadt Mitte aufstellen. Franz Hofbauer, Projektleiter Expansion Convenience-Märkte, erläuterte den Gästen zunächst das Prinzip der „teo“-Märkte, die über ca. 50 m² Verkaufsfläche verfügen, als Vollsortimenter 950 Produkte rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche anbieten. Durch die Bauweise mit vorgefertigten Holzmodulen sind die Märkte individuell an die Gegebenheiten des Standorts anpassbar und können sehr schnell auf bestehenden Flächen auf- und abgebaut werden bei minimalem Platzbedarf. Gemäß DIN 18040 ist der Zugang barrierefrei. Bei diesen Kleinstflächenmärkten handelt es sich um begehbare Automaten, die mit Giro- oder Kreditkarte zugänglich sind. Kundinnen und Kunden scannen ihre Artikel selbst und zahlen mit Karte oder per App.

Das Konzept sieht verschiedene Einsatzmöglichkeiten mit anpassbarem Sortiment und Zusatzangeboten je nach Standort für die „teo“-Märkte vor, so z.B. als Treffpunkt und Ergänzung zum bestehenden Angebot in Wohngebieten, als Nahversorgung mit Grundnahrungsmitteln, sowie Obst und Gemüse im ländlichen Raum, oder an Verkehrsknotenpunkten zur Versorgung der Reisenden mit Snacks und Getränken. Diesen Zweck mit entsprechendem Angebot würde ein „teo“ am Bahnhof in Groß-Umstadt erfüllen, da der ursprünglich im Rahmen der Umgestaltung des Bahnhofsgebäudes und des Geländes vorgesehe Kiosk zur Versorgung der mittlerweile etwa 3000 Reisenden täglich bisher nicht realisiert werden konnte. Dadurch konkurriere „teo“ nicht mit den Supermärkten in der Nähe. Bezüglich des Bio-Sortiments will sich Bürgermeister Kirch in den anstehenden Verhandlungen dafür einsetzen, dass im „teo“ keine Marken angeboten werden, die in ortsansässigen Biomärkten und -Läden erhältlich sind.

Die Bürgerinnen und Bürger stellten viele Fragen und äußerten zum Teil auch Bedenken mit Blick auf ein höheres Verkehrsaufkommen und damit verbunden, fehlende Parkplätze, steigenden Lärm und anfallenden Müll, da die Bushaltestelle am Bahnhof von einigen Jugendlichen als Treffpunkt bis teilweise tief in die Nacht genutzt wird. Diese Bedenken konnten damit ausgeräumt werden, dass im „teo“ an diesem Standort kein Verkauf von Alkohol vorgesehen sei, weil in erster Linie Pendler und Pendlerinnen angesprochen werden sollen. Baurechtlich sind Parkplätze nachzuweisen. Die erforderlichen Kundenparkplätze könnte Tegut hier schaffen, indem das Unternehmen der Stadt die entsprechende Anzahl von den schon am Bahnhof vorhandenen Parkplätzen abkauft. Hofbauer erklärte, dass die „teos“ derzeit noch durch Lkw beliefert werden, die Anlieferung der Waren künftig aber durch kleinere Lieferwagen von einem Zwischenlager aus erfolgen solle. Tegut selbst hat ein großes Interesse daran, dass der Standort sauber ist. Bürgermeister Kirch ergänzte, dass die Stadtverwaltung natürlich auch ein Auge auf den Standort habe unter den genannten Aspekten. Dazu wird er sich mit der Stadt Darmstadt zu deren Erfahrungen mit dem „teo“-Markt in Darmstadt-Kranichstein austauschen. Eine weitere Frage war, weshalb überhaupt ein „teo“ an den Bahnhof in der Stadtmitte sollte, wo bereits ausreichend Lebensmittelmärkte vorhanden sind, zum Konzept der Märkte gehöre es doch, gerade in strukturschwachen Gebieten die Nahversorgung zu sichern. In einigen Stadtteilen gibt es sehr wenige Einkaufsmöglichkeiten oder gar keine mehr, diese würden von einem Kleinstmarkt erheblich profitieren. Hier gab Hofbauer zu bedenken, dass „teo“ innerhalb der Tegut-Gruppe ein Startup ist, in dem stark frequentierte Standorte die schwächeren wirtschaftlich mittragen müssten. Neben dem Bedarf vor Ort spielen bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit eines Standorts auch die Aspekte Erreichbarkeit für Anlieferung und Logistik eine Rolle und natürlich das Kundenaufkommen. Hier rechnet sich ein „teo“ an einem Standort ab einer Einwohnerzahl von etwa 1.500 bis 2000. Tatsächlich ist noch ein weiterer Kleinstflächenmarkt in einem Stadtteil angedacht, der jedoch auf privater Fläche aufgestellt würde, auf der zunächst Baurecht geschaffen werden müsste. Da die Fläche am Bahnhof in Umstadt, die nun realisiert werden soll, der Stadt gehört, war Bürgermeister Kirch wichtig vor dem Abschluss des Pachtvertrages zu dieser Fläche ausführlich die Bevölkerung zu informieren. In den nächsten Schritten wird nun der Vertrag verhandelt und anschließend dem Magistrat zur Beschlussfassung vorgelegt.