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Winzerfestgläschen: „Wir geben die Hoffnung nicht auf“

Winzerfestgläschen: „Wir geben die Hoffnung nicht auf“

Zum 75-jährigen Jubiläum des beliebten Groß-Umstädter Winzerfestes gibt es anstatt der traditionellen „Säntis-Becher“ in diesem Jahr 0,1 Liter Stielgläschen (wir berichteten). Diese Mitteilung vom 08. März hat eine große Resonanz und viele neue Ideen und Hoffnungen aus der Bevölkerung hervorgebracht. Die Prüfung im Detail ist jedoch ernüchternd.

Bürgermeister René Kirch berichtet: „Unser Aufruf, dass sich Bürgerinnen und Bürger aktiv mit einbringen können, hat den Nerv der Bevölkerung getroffen. Mehrere Dutzend Ideen gingen bei der eigens eingerichteten E-Mail-Adresse winzerfestglaeschen@gross-umstadt.de ein und sind ein Beleg dafür, wie verbunden die Menschen mit unserem wundervollen Winzerfest sind. Das ist klasse. Ein herzliches Dankeschön dafür.“ All den bisherigen Vorschlägen sei die Verwaltung intensiv nachgegangen, auch selbst in der Hoffnung, die alte Gläschen-Tradition fortführen zu können. Und auch weiterhin gehen regelmäßig Einsendungen ein, sodass die E-Mail-Adresse noch für sechs Monate bestehen bleibt.

Weinfestgenuss aus Gläsern oder Kunststoffbechern?

Die Kulturplanerinnen im Rathaus sind jedem Angebot und Tipp nachgegangen: „Uns ist bewusst, dass der Säntis-Becher aus Glas im Internet immer noch gefunden werden, aber die Bürgerinnen und Bürger können sich sicher sein, dass ausnahmslos alle Firmen, die diese Weingläser noch listen, angefragt wurden. Die Antwort ist leider immer die gleiche: „Wir haben nur einen Restbestand der abverkauft wird, danach werden keine mehr nachgeliefert, da die Gläser nicht mehr produziert werden.“

Aus der Bevölkerung vorgeschlagen wurden auch Glasmanufakturen im In- und Ausland, welche natürlich ebenso hoffnungsvoll kontaktiert wurden. Aber auch da ist die Rückmeldung immer ähnlich: „Diese oder ähnliche Gläser produzieren wir nicht (mehr). Um speziell für Groß-Umstadt Gläser zu produzieren, müssen Maschinen und Werkzeuge her- bzw. umgestellt werden. Die dafür geforderte Mindestbestellmenge liegt jedoch weit höher, als das was die Stadt Groß-Umstadt an Gläschen benötigt.“

Die Kulturplanerinnen suchten Verbündete: „Selbst wenn wir uns mit anderen Veranstaltern zusammen tun würden, die bisher ebenso Säntis genutzt haben, würde man diese Bestellmenge bedauerlicherweise nicht erreichen. Zumal wir mit unserem Winzerfest eines der wenigen Feste sind, die überhaupt noch jährlich wechselnde Sammlergläschen herstellen lassen.“ Wiederrum andere Manufakturen sind auf andere Arten von Glasherstellung spezialisiert und haben nicht die Möglichkeit Säntis herzustellen.

Produktionen aus dem entfernteren Ausland bringen hohe Frachtkosten mit sich, die finanziell nicht darstellbar sind, zumal die Preise auf dem Weltmarkt generell für Produkte mit hohem Energiebedarf, wie Glaswaren, gestiegen sind. Da die meisten kontaktierten Glasmanufakturen selbst nicht bedrucken, bedarf es einen Glasveredler und damit weitere Transportkosten.

Kirch erklärt: „Zu hoch dürfen die Anschaffungskosten nicht sein. Denn die jährlichen Gläschen dienen seit vielen Jahren als Kulturbeitrag und demnach zur Mitfinanzierung des Winzerfestes.“

Erwartungsgemäß sind auch Ideen zu alternativen Materialien eingegangen. Bereits im Vorfeld wurden Kunststoffbecher und auch Edelstahlgefäße in den Gremien wie der Herbstmarktkommission lange diskutiert. Demokratisch entschied man sich dagegen mit dem Argument, dass die hohe Qualität des Umstädter Weins nicht zu Plastikbechern passe. „Auch wenn dieser Vorschlag sehr respektabel ist, konnte er bei den Weinfachleuten keine Begeisterung wecken“, sagt der Bürgermeister. Wein aus Kunststoff oder Edelstahl verfälsche den Geschmack und könne nachteilig für die Winzer sein, die mit viel Leidenschaft und Einsatz das Beste aus unseren sonnenverwöhnten Weinbergen herausholen, so die Befürchtung in den Gremien.