Leben in Groß-Umstadt

Gedenkveranstaltung

„Nie wieder!“ ist jetzt! Einladung zur Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht am 9.11.1938 um 18:00 Uhr

„Nie wieder!“ ist jetzt! Einladung zur Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht am 9.11.1938 um 18:00 Uhr

Einladung zur Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht am 9.11.1938

Der Runde Tisch Jüdisches Leben Groß-Umstadt informiert: Die Ereignisse dieser Novembernacht und der folgenden sieben Jahre waren es, die vor 75 Jahren zur Gründung des Staates Israel führten: Nie wieder, so war sich die zivilisierte Welt nach dem Ende des 2. Weltkriegs und dem Sieg über die nationalsozialistische Diktatur einig, sollten Menschen jüdischen Glaubens wo auch immer auf der Welt schutzlos Verfolgung und Ermordung ausgesetzt sein, ein Stück eigenes Land, und sei es noch so klein und karg, sollte ihnen künftig als Zuflucht dienen. Aber dieser Staat Israel, der sich schließlich 3 Jahre später 1948 für unabhängig erklärte,  sieht sich seit den Morgenstunden des 7. Oktobers 2023 einer nie mehr dagewesenen Welle terroristischer Gewalt und Brutalität ausgesetzt. Was niemand für möglich gehalten hätte: Kinder und Enkel der Holocaust-Überlebenden, auch der wenigen Umstädter Familien, denen die Flucht nach Palästina gelungen ist, sind wieder Opfer menschenverachtender Gewaltexzesse - das „Nie wieder!“ hat uns eingeholt.

So wird das Gedenken an den 85. Jahrestag der Entweihung und Zerstörung von Synagogen, der Plünderung von Wohnungen und Geschäften, der Verschleppung und Folterung unschuldiger Menschen in diesem Jahr in besonderer Weise überschattet sein von den Nachrichten und Bildern der letzten Wochen. Jeder, der in dieser Woche im Fernsehen gesehen hat, wie der Mob eine aus Israel kommende Maschine auf einem Flughafen zu stürmen versucht, um die darin vermuteten jüdischen Passagiere anzugreifen, muss an die Verzweiflung, ja die nackte Angst erinnert worden sein, die vor 85 Jahren auch unsere Mitbewohner hier in Groß-Umstadt auf der Schulstraße, der Unteren und Oberen Marktstraße, der Entengasse und in vielen anderen Häusern unserer Stadt ergriffen haben muss – der Bund deutscher Pfadfinder hat die Stolpersteine, die die Orte des Grauens auf unseren Straßen markieren, rechtzeitig zum Gedenken wieder „aufgefrischt“, der Odenwälder Bote berichtete in seiner letzten Ausgabe darüber.

Diesen Orten und Ereignissen soll an diesem Donnerstag einmal mehr nachgespürt werden. Der Runde Tisch Jüdisches Leben Groß-Umstadt hat wie in den vergangenen Jahren einen Stationengang vorbereitet, der traditionell am Mahnmal von Bürgermeister Kirch eröffnet wird, um dann zunächst in der Stadtkirche den mahnenden Worten von Rudi Reeh, dem Stadtverordnetenvorsteher von 1978 (!), zu lauschen, der dort auf den Tag genau vor 50 Jahren in einem ökumenischen Gottesdienst den „Bekennermut als Vorbedingung zur Läuterung“ vermisste. Ein Schweigemarsch über die Obere Marktstraße durch das sog. Judengässchen, über die Brunnen- und Entengasse und den Wall wird am Standort der ehemaligen Synagoge „In der Fahrt“ enden – Schülerinnen und Schüler des Max-Planck-Gymnasiums werden unterwegs mit „Darstellendem Spiel“ zur persönlichen Betroffenheit beitragen, bevor Mitglieder der Bürgerstiftung die Geschichte vom Abriss und Wiederaufbau der Synagoge im Hessenpark, die am Tag nach dem Gottesdient 1978 begann, zu Ende erzählen.

Margarete Sauer, i.A. des Runden Tisches Jüdisches Leben Groß-Umstadt