Leben in Groß-Umstadt

Abwasserreinigung

Neubau des Zwischenpumpwerks in der Kläranlage Groß-Umstadt

Neubau des Zwischenpumpwerks in der Kläranlage Groß-Umstadt

Die Stadt Groß-Umstadt betreibt im Ortsteil Richen die zentrale städtische Kläranlage. Diese verfügt über eine mechanische und eine chemisch-biologische Reinigungsstufe. Die biologische Reinigungsstufe wurde Mitte der 90er Jahre durch Beckenneubauten zur Stickstoff- und Phosphorelimination erweitert. Seitdem fördert ein Zwischenpumpwerk das mechanisch gereinigte Abwasser aus dem Ablauf der Vorklärung in die höher gelegene Belebungsstufe. Das Zwischenpumpwerk wird seit seiner Errichtung im Wesentlichen unverändert betrieben.

Die drei eingebauten Tauchmotorpumpen erfüllten nicht mehr die heutigen Anforderungen an Betriebssicherheit und Energieeffizienz. Die Betriebssicherheit des Pumpwerks war eingeschränkt, da die Reservepumpe nicht fest eingebaut war. Ein automatisierter Anlauf der Reservepumpe war daher nicht möglich. Die neben dem Pumpwerk gelagerte Reservepumpe war oft allein durch den jahrelangen Stillstand bereits beschädigt.

Aus diesem Grund wurde ein fester Einbau einer Reservepumpe, verbunden mit einem regelmäßigen, automatischen Pumpenwechsel gewünscht, wodurch Stillstandschäden vermieden werden können. Zudem schwankte die Förderleistung des alten Pumpwerks, welches mit ausschließlich drei gleichgroßen Pumpen ausgerüstet war, was sich für die anschließenden Reinigungsstufen nachteilig ausgewirkt hat. Im neuen Pumpwerk befinden sich größenmäßig optimiert gestaffelte Pumpen, welche sowohl energetisch effizienter als auch zuverlässiger bei Spitzenauslastung arbeiten können. Für eventuelle Spitzenauslastungen – z. B. bei plötzlichem kurzen Starkregen oder lang anhaltenden Regenperioden – wurde auch ein bereits vorhandenes, aber seit Längerem leer stehendes Becken als Spitzenlastpufferbecken wieder in den regulären Betrieb eingebunden, wodurch auch der Betrieb der nachfolgenden Reinigungsstufen stabilisiert werden kann. Plötzlich auftretende Spitzenlasten werden zuerst in das Pufferbecken geleitet und dann wird die gesamte Kläranlage langsam auf Maximum hochgefahren, damit man die Fällmittel in der chemischen Reinigung nicht in kurzen Abständen zugeben und herausnehmen muss.

Projektleiter Rüdiger Müller beschreibt den Vorgang: „Das ist wie beim Autofahren. Wenn man ständig Gas gibt und bremst und Gas gibt und bremst, dann benötigt man viel mehr Benzin, das ist unwirtschaftlich. Wenn wir die Fällmittel dagegen langsam steigern und senken können, dann arbeiten wir viel effizienter.“

Für die Umbaumaßnahmen geplant waren 2,6 Millionen Euro, die Umbaumaßnahmen betrugen aber nur etwa 2,5 Millionen Euro, die geplanten Kosten wurden also nicht in vollem Umfang ausgereizt. Sie ermöglichen aber zeitgleich auch weiterhin die effiziente Abwasserreinigung, welche den Umweltrichtlinien sowie den neuen Wasserrahmenrichtlinien auch weiterhin entspricht. Ein Neubau war auch dadurch von Nöten, dass die Ersatzteile für die alten Pumpen nicht mehr erhältlich waren und das Gebäude selbst sich abgesenkt hat. Zudem ist das neue Zwischenpumpwerk auch bereits so berechnet, dass es als Pumpwerk für die neu geplante Tuchfiltrierungsanlage eine Voraussetzung darstellt und nach der Tuchfiltrierungsanlage auch in Zukunft eine vierte Reinigungsstufe eingebaut werden kann, ohne dass die aktuell eingebauten Komponenten obsolet werden oder neu gebaut werden müssen.

Abteilungsleiter Björn Mattheß erklärt: „An der Betriebssicherheit einer ordnungsgemäßen Abwassereinigung mit all seinen Verfahrensschritten muss zur Vermeidung möglicher Umweltschäden und dahingehend einer nachteiligen Beeinträchtigung eines guten, ökologischen Zustands unserer Gewässer kontinuierlich investiert und optimiert werden. Dieser Verpflichtung kommen wir jederzeit nach.“

Bürgermeister Kirch betont: „Daneben darf man auch nicht vergessen, dass wir bei der Kläranlage von einer Investition reden, die schon viele Jahre alt ist, bei der die verschiedenen Baubestandteile unterschiedliche Alterszeiten haben und daher auch an manchen Stellen grundhafte Sanierungsmaßnahmen anstehen. Mit dieser Kläranlage wird Abwasser in Höhe von 35.000 Einwohnergleichwerten (Gewerbe wird in Einwohner umgerechnet) bedient, wir reinigen hier das Wasser für die Gemeinde Otzberg, den Höchster Stadtteil Hassenroth und natürlich ganz Groß-Umstadt mit fast allen Stadtteilen, nur von Dorndiel ist es geographisch einfacher, das Abwasser an den Abwasserverband Unterzent nach Hainstadt zu leiten.

Auch eine Besonderheit von uns ist, dass die Kläranlage zur Verwaltung der Stadt Groß-Umstadt gehört, wir haben keinen Abwasserverband, die Abteilung Wasserversorgung und Abwasserreinigung gehört in vollem Umfang zur Stadt Groß-Umstadt, wodurch wir neben der Wasserversorgung auch die Abwasserbeseitigung in unserer eigenen Hand haben.“

Parallel zum Neubau des Zwischenpumpwerks wurde auch eine Netzersatzanlage als Notstromversorgung eingebaut, um die Abwasserentsorgung ebenso wie die Wasserversorgung auch während eines flächendeckenden Stromausfalls weiterhin betreiben zu können.