Leben in Groß-Umstadt

Stadthallenkino

Am 19. März läuft „Raus aus dem Teich“ und „Eine Million Minuten“

Am 19. März läuft „Raus aus dem Teich“ und „Eine Million Minuten“

Am Dienstag, 19.03.2024, verwandelt sich der Große Saal der Stadthalle Groß-Umstadt wieder in einen Kinosaal. Gezeigt wird um 17 Uhr der Film „Raus aus dem Teich“ im Kino für Kinder. Anschließend läuft um 20 Uhr der Film „Eine Million Minuten“.

Der Eintritt kostet 6 Euro pro Kind und 8 Euro pro Erwachsenen. Karten sind an der Kasse erhältlich. Veranstalter sind die Stadt Groß-Umstadt und Cine Max GmbH, Hanau.

RAUS AUS DEM TEICH

Der neueste Film der Schöpfer der ‚Minions‘ rund um eine Entenfamilie auf Reisen. Deren Stockentenvater predigt der Familie, dass alles, was jenseits des vertrauten Gewässers irgendwo im US-amerikanischen Nordosten liegt, ungemütlich und gefährlich ist. Seine Schauergeschichten können gar nicht brutal genug sein, um die Neugier der Kleinen im Keim zu ersticken. Ehefrau Pam hingegen sieht das Ganze etwas gelassener, fährt ihrem heimatverbundenen Gatten bislang aber nicht entscheidend in die Parade.

Als Zugvogelenten auf dem Weg nach Jamaika einen Zwischenstopp am beschaulichen Teich der Familie einlegen, befeuern ihre Erzählungen jedoch die Fantasie und Abenteuerlust der Mutter und ihres Nachwuchses. Macks Abwehrhaltung bröckelt und wohl oder übel bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit seinen Liebsten eine Reise in den Süden anzutreten. Begleitet werden sie auf ihrem – selbstredend – turbulent verlaufenden Trip vom tollpatschigen Onkel Dan.

Die größte Stärke des neuen Illumination-Abenteuers sind ohne Wenn und Aber seine eindrucksvollen Animationsbilder. Die Heimat der Protagonisten erstrahlt in leuchtend-schönen Herbstfarben, macht sofort Lust auf einen Urlaub inmitten der Natur Neuenglands. Überaus gelungen ist außerdem die Darstellung des Wassers, dessen Bewegungen täuschend echt aussehen. Spektakuläre Anblicke liefern nicht zuletzt der rasante Flug durch die Wolken und der etwas länger werdende Aufenthalt in der Metropole New York City, die mit viel Liebe zum Detail auf die Leinwand gebracht wird.

USA 2023, Animationsfilm, Regie: Benjamin Renner, Guylo Homsy (Ko-Regisseur)
Deutsche Sprecher: Elyas M’Barek, Nazan Eckes, Julius Weckauf, Luiza Kampf, Jorge González, Nina Chuba, Axel Lutter u.a., Länge: 92 Minuten, FSK: ab 0 Jahren

EINE MILLION MINUTEN

Christopher Doll verfilmt die reale Aussteigergeschichte, die Wolf Küper in seinem gleichnamigen Buch reflektiert hat. Ein Familienvater verabschiedet sich von einer aussichtsreichen Karriere, um reisend Zeit mit der Familie zu verbringen.

Ein kindlicher Wunsch wird zum Leitmotiv für eine ganze Familie: Das Paar Vera (Karoline Herfurth) und Wolf (Tom Schilling) lebt in Berlin, zusammen mit der 5-jährigen Tochter Nina (Pola Friedrichs) und dem einjährigen Sohn Simon (Piet Levi Busch) ein vordergründig glückliches Leben. Eingebunden in ein wenig familienorientiertes System, aber auch der anstrengende Spagat zwischen Beruf, Karriere und Familie reibt das Paar zusehends auf. Als die kleine Tochter Nina mit einer Störung der Feinmotorik und Koordination diagnostiziert wird, gerät das Lebensmodell der Familie grundlegend ins Wanken. Der daraufhin von Nina geäußerte Wunsch nach einer Million Minuten, die sie gemeinsam nur mit schönen Dingen verbringen könnten, öffnet ihrem Vater Wolf die Augen. Womöglich sind eine Million Minuten wertvoller, als eine erfolgreiche Karriere. So begibt sich die Familie 694 Tage - eben eine Million Minuten - auf die Reise ihres Lebens. Dabei suchen sie nicht nur nach alternativen Lebensmodellen, sondern hinterfragen dabei auch angelernte Denkmuster, Traditionen und Normen.

»Wo ist der Papa?«, fragt die kleine Nina morgens. »Der ist in New York, aber dieses Mal nur drei Tage.« Eine gewisse Resignation steckt in diesem Moment: Der Mann ist in der Welt mit wichtigen Klimazielen beschäftigt, die Frau zu Hause steckt in der Dauerschleife, mit trödelndem Nachwuchs, chaotischem Haushalt und aufreibendem Homeoffice als Architektin. Trotz fortschreitender Gleichberechtigung bleibt die Mehrfachbelastung Kinder, Familie, Haushalt und Beruf noch immer größtenteils an den Frauen hängen. 

So könnte man »Eine Million Minuten« in gewisser Weise auch als Weitererzählung von »Wunderschön« betrachten, dem dritten Film von Karoline Herfurth, in dem sie auch schon eine mit ihrer Situation hadernde Ehefrau und Mutter spielte. Im Kern erzählt »Eine Million Minuten« die Aussteigergeschichte der Familie Küper, in der sich die entwicklungsverzögerte kleine Tochter Nina eines Abends beim Vorlesen eine Million Minuten wünscht, »nur für die schönen Dinge«. Mit diesen Worten reißt sie ihre Eltern aus dem Hamsterrad des Lebens, unverzüglich räumen sie ihre Wohnung leer, verkaufen allen Ballast und reisen ab in den Flieger nach Thailand, Australien, Neuseeland.

Die Küper'sche Geschichte haben Doll und vermutlich auch seine Hauptdarstellerin mit eigenen Erfahrungen und Überlegungen ergänzt; statt nach Australien geht es bei ihnen nach Island. Und da Regisseur und Schauspielerin selber eine kleine Familie haben, könnte man sich gut vorstellen, dass sie bei den Dreharbeiten en passant etwas Ähnliches erlebt haben, dass mithin der Film auch eine Art Familientherapie in eigener Sache ist. Zumindest aber vertieft er ein Thema, das Herfurth nicht erst seit ihrer fulminanten Lubitsch-Preis-Rede umtreibt. Durchaus als Signal zu werten ist, dass diesen Film ein Mann inszeniert hat, der offenbar nicht nur bereit ist, sich in die Situation einer Frau zu versetzen, sondern auch willens, an der eigenen Rolle zu rütteln. So liefert der ebenso amüsante wie nachdenkliche Film jede Menge gesellschaftlichen Gesprächs- und Verhandlungsstoff, für eine Generation, die schon mitten drin ist, in der Umbewertung der »work-life balance«.

Deutschland 2024, Regie: Christopher Doll, Darsteller: Karoline Herfurth, Tom Schilling, Joachim Król, Ulrike Griener, Jónmundur Grétarsson, L: 123 Min, FSK: ab 0 J.