Leben in Groß-Umstadt

Neues Bettenhaus

Schlüsselübergabe bei neuem Gesundheitszentrum in Groß-Umstadt

Schlüsselübergabe bei neuem Gesundheitszentrum in Groß-Umstadt

Das größte Bauwerk in Groß-Umstadt wurde am Freitag, 26.02.2024 in einer feierlichen Zeremonie übergeben.

Die kreiseigene Klinik, welche als Gesundheitszentrum für eine ausgezeichnete und zugleich auch wohnortnahe medizinische Versorgung des Ostkreises Darmstadt-Dieburg verantwortlich ist, erhält nach nur fünfjähriger Bauzeit ihr neues Bettenhaus. Modern, hell, mit einer wunderbaren Aussicht über die Stadt Groß-Umstadt löst das neue Bettenhaus den Hochhauskomplex, welcher 1968 fertiggestellt wurde, in Teilen ab.

Im lichtvoll gestalteten Erdgeschoss werden künftig die Notaufnahme sowie die Cafeteria zu finden sein. Während man sein Mittag- oder Abendessen zu sich nimmt oder den Nachmittagskaffee mit Kuchen genießt, hat man die beste Aussicht, die man sich in einem Krankenhaus vorstellen kann, über die Altstadt mit seinen Fachwerkhäusern, dem Renaissance-Rathaus und den beiden Kirchen hinweg bis fast nach Darmstadt. Im Untergeschoss befinden sich Technikabteilung und Küche, im ersten Stockwerk sollen zukünftig die Intensivstation und die Endoskopie untergebracht sein. In den weiter oben liegenden Stockwerken befinden sich moderne Ein- und Zweibettzimmer mit insgesamt 257 Betten. Die neuen Kreißsäle wurden mit jeweils einer Gebärwanne ausgestattet, was ein großer Vorteil für die werdenden Mütter auf der einen Seite und die Beleghebammen auf der anderen Seite ist. Der Hubschrauberlandeplatz befindet sich nicht mehr vor der Klinik, sondern oben auf dem Dach.

Zur Schlüsselübergabe waren namhafte Personen aus Politik, Wirtschaft und Gesundheitssektor anwesend. Eröffnet wurde die feierliche Schlüsselübergabe durch Christoph Dahmen, den Betriebsleiter der Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg, welcher die Anwesenden begrüßt und allen Unterstützern gedankt hat. „Alleine können wir so wenig erreichen, gemeinsam können wir so viel erreichen“ zitierte er die amerikanische Schriftstellerin Hellen Keller und zählte alle Beteiligten des Mammutprojektes Gesundheitszentrum Groß-Umstadt auf und dankte ihnen. Er stellte auch fest, dass die Landmarke „Altes Bettenhaus“ zwar wirklich in die Jahre gekommen sei, aber so schnell würde die stadtprägende Landmarke nicht verschwinden, einige Funktionsbereiche in den unteren Stockwerken werden auch weiterhin benötigt, wie z. B. die Tagesklinik der Geriatrie im Erdgeschoss, ihre Therapie- sowie Büroräume im ersten Stock, welche erhalten bleiben. Zusätzlich könnte auch die eine andere Ausweichfläche noch benötigt werden. Im neuen, modernen Bettenhaus würde weiterhin der Mensch im Mittelpunkt stehen, es wäre optimal für Patienten und Personal, denn auch das modernste Gebäude wäre nichts ohne die Menschen, welche es mit Leben füllen. Denn es wären die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche die Seele eines Krankenhauses darstellen würden.

Als nächster Sprecher begrüßte Landrat Klaus Peter Schellhaas die Anwesenden und erläuterte, dass bereits 2007 die Situation der medizinischen Versorgung bereits schwierig war, es habe jedoch eine klare Ansage gegeben, es soll ein neues Bettenhaus gebaut werden, aber unter der Bedingung, dass dafür das in die Jahre gekommene alte Bettenhaus abgerissen wird. Daraufhin wurden 2018 die ersten Pläne gemacht und dies mit dem Ziel, für die Patientinnen und Patienten eine optimale Umgebung zu schaffen.

Er hat hervorgehoben, dass es die Gesundheitsversorgung und damit auch ein Krankenhaus im ländlichen Raum nicht einfach haben würden, es müssten gerade im ländlichen Raum auch viele Dinge vorgehalten werden, die sich nicht rechnen, jedoch hätten sie – über alle Parteien hinweg – den Konsens gehabt, dass die gesundheitliche Versorgung sehr wichtig sei, das Gesundheitszentrum nicht nur für Patientinnen und Patienten, sondern auch für alle Beschäftigten zu einem guten Umfeld werden müsse.

Nach einer musikalischen Pause folgten die Grußworte des hessischen Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales und Entbürokratisierung und Bevollmächtigter des Landes Hessen beim Bund, Manfred Pentz, der hessischen Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, Heike Hofmann, dem Sprecher der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank, Gottfried Milde und abschließend dem Bürgermeister von Groß-Umstadt, René Kirch.

Minister Manfred Pentz hob hervor, dass durch diesen Bau des Bettenhauses in diesem Bereich Geschichte geschrieben würde, denn dies wäre ein Gesundheitszentrum und es würde ein Gesundheitszentrum par excelence werden. Er verdeutlichte die Worte seines Vorredners, Landrat Schellhaas damit, dass die CDU auch in der Zeit, in welcher sie in der Opposition waren, stets das Versprechen gegeben haben, dass sie in zwei Themen keinen Streit vom Zaun brechen wollen, und zwar beim Krankenhaus und den Schulen. Und sie hätten immer Wort gehalten. Bei den großen Investitionen, den Zukunftsinvestitionen, haben sie immer an einem Strang gezogen, auch wenn es bei einigen Kleinigkeiten verschiedene Meinungen gegeben hätte. Dies sei eine Zusammenarbeit, bei welcher es auch in Zukunft bleiben soll.

Als folgende Rednerin erläuterte Ministerin Heike Hofmann, dass es für die Bürger von großer Bedeutung sei, dass sie sich darauf verlassen können, dass sie wohnortnah gut versorgt werden können und dadurch, dass die Kliniken in öffentlicher Trägerschaft verbleiben, die Gesundheitsversorgung nicht vom Geldbeutel abhängen darf. Alle Bürger sollen wohnortnah und professionell medizinisch versorgt werden können. Mit seinen medizinischen Versorgungszentren sei der Landkreis Darmstadt-Dieburg Vorreiter in Hessen und könne allen anderen Kommunen ein leuchtendes Beispiel sein.

Auch der Sprecher der WIBank erhielt die Möglichkeit, eine Rede zu halten, erläuterte, dass er darüber erfreut sei und zeigt auf, dass die Erwartungshaltung an ein so reiches Land wie Deutschland sei, dass das Gesundheitswissen gut unterstützt würde, denn die Gesundheit wäre das höchste Gut, welches man haben kann. Und dies wäre bei Krankenhäusern in privater Hand nicht machbar. Es würde zwar Landkreise ohne eigenes Krankenhaus geben, diese müssten dann natürlich auch keine hohen Kreisumlagen zahlen, aber dafür hätten die Bürger auch keine ortsnahe und optimale Versorgung im Krankheitsfall.

Bürgermeister René Kirch schenkte den Anwesenden einen Blick in die Historie des Krankenhauses, welches 1961 beschlossen wurde: „1968 sah es hier noch etwas anders aus, es war ein Bau, auf dem freien Feld, am Rande der Weinberge. Der Landkreis hat dabei immer wieder unterstützt, so gab es fast jedes Jahr eine Neuerung, denn gerade für den ländlichen Raum ist eine stetige Weiterentwicklung und Sicherung der medizinischen Versorgung sehr wichtig. Dies ging immer wieder auch mit baulichen Veränderungen einhergegangen. So haben sich hier vor Ort neue medizinische Einheiten angesiedelt, andere sind weggefallen, die Neubauten wie die des Zentrums für seelische Gesundheit oder des OP-Bereichs sind im Vergleich zu dem, was wir heute feiern, kleine Projekte, aber dies geschah immer mit dem Ziel, dass die medizinische und pflegerische Versorgung hier vor Ort gewährleistet ist. Hier am Rande der Weinberge werden Menschen geheilt und Kinder geboren, wir freuen uns über die Stärkung des Krankenhausstandorts Groß-Umstadt“ Als Begrüßungsgeschenk überreichte Bürgermeister Kirch eine finanzielle Unterstützung für den Krankenhausförderverein.

Einer weiteren musikalischen Einlage folgten die Rede des Architekten und Geschäftsführers des zuständigen Architekturbüros „mijic Architekten und Ingenieure Part GmbH sowie – durch diesen – die feierliche Schlüsselübergabe an den Landrat und die Betriebsleitung. Unter dem Motto „Ein Schlüssel für Alles“ wurde eine große Schlüsselkarte stellvertretend für die Schlüsselkarten, welche später im Krankenhaus eingesetzt werden sollen, übergeben.

Gefolgt wurde die Schlüsselübergabe durch eine Ansprache von Pfarrerin Silvia Rollmann und Pastoralreferent Ralf Hofmann, welche an dieser Stelle darüber philosophierten, dass dieses neue Haus ein neuer Anfang sei. Und jedem neuen Anfang würde ein Zauber innewohnen. Jedoch wurde auch angemerkt, dass ein Haus ohne Menschen seine Seele verlieren würde, und deshalb dieses Haus mit Leben gefüllt werden müsse. Dieses Leben wird durch Patientinnen und Patienten in das Haus kommen, durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und auch wenn in diesem neuen Haus – alleine schon dadurch, dass auch die beste Medizin an ihre Grenzen stößt – Menschen sterben werden, so besteht aber auch die Hoffnung, dass Menschen in diesem Haus geboren werden und Kranke gesund werden. In diesem Sinne erbat Pfarrerin Silvia Rollmann um den Segen für dieses Haus. Pastoralreferent Ralf Hofmann erläuterte, dass es nicht selbstverständlich sei, dass sie hier stehen würden. Denn sie seien ja nicht Mitarbeiter dieses Krankenhauses, sondern nur Kooperationspartner. Da sie sich aber sehr über die Einladung zur Schlüsselübergabe gefreut hätten, wollten auch sie ein Geschenk mitbringen, ein Symbol, welches für ihre Arbeit, die Seelsorge stehen würde und haben der Betriebsleitung ein Kreuz übergeben, welches das Krankenhaus in Zukunft zieren solle. 

Zur Geschichte des Krankenhauses:

Im Jahr 1961 hat der Kreistag des Landkreises Dieburg beschlossen, dass ein neues Krankenhaus gebaut werden soll. Vier Jahre später erfolgte die Grundsteinlegung an diesem Ort für den Neubau eines Krankenhauses in damals typischer Hochhausbauweise. Am 9. Oktober 1968 wurde das Krankenhaus mit einem Gesamtbettenbestand von seinerzeit 303 Betten eingeweiht, 13 Tage später dann der erste Patient aufgenommen. Noch im ersten Betriebsjahr wurden verschiedene Änderungen beschlossen. Die medizinische Klinik wurde vergrößert, die Frauenklinik und die urologische Abteilung zeitgleich verkleinert. Eine HNO-Belegabteilung wurde massiv vermindert, man benötigte den Platz als Belegabteilung für Säuglings- und Kinderkrankheiten. Am 1. Oktober 1969 nahm die Krankenpflegeschule ihren Betrieb auf, denn bereits damals wusste man, dass man für einen erfolgreichen Betrieb eines Krankenhauses auf den Nachwuchs setzen muss.

Gemeinsam mit der 10-Jahres-Feier weihte man im Herbst 1978 das Kreispflegeheim Groß-Umstadt ein. 1982 wurde aus dem Kreiskrankenhaus ein Eigenbetrieb, welcher von einer Betriebsleitung bis ins Jahr 2007 geführt wurde. In diese Zeit fallen viele Umbaumaßnahmen:

1994 – Beginn des Neubaus des OP-Traktes, 1996 die Umstellung des bisherigen Systems der angestellten Hebammen auf ein System mit Beleghebammen. Im Jahr 1997 wurden der Computertomograph sowie die Fachabteilung Geriatrie mit 20 Planbetten unter der Leitung des Chefarztes für Innere Medizin und der neue OP-Komplex mit einem zusätzlichen Operationssaal in Betrieb genommen.

Nur ein Jahr später eröffnete die umgebaute Intensivstation im fünften Stock.

Im Jahr 1999 folgten wieder sehr viele Umbaumaßnahmen, wie z. B. die Umgestaltung der Eingangshalle, Ambulanz und des Aufnahmebereiches, der Einbau von Nasszellen und die Sanierung der Außenfassade. Auch der Umbau in den Personalwohnhäusern für die Verwaltung fiel in diese Zeit.

Dem folgten bereits im Herbst 2001 die Inbetriebnahme des Aufwachraumes und der Zentralsterilisation, 2003 die Inbetriebnahme der neuen Eingangshalle und der interdisziplinären Notaufnahme, Einrichtung einer ärztlichen Notdienstzentrale und Inbetriebnahme des zweiten Abschnitts der Geriatrie mit weiteren 20 Betten. Die Stationen 2, 4 und 7 wurden in den Jahren von 2006 bis 2008 vollkommen saniert. Station 7 wurde in Folge der Sanierungen als Wochenstation in Betrieb genommen.

Im Oktober 2007 erfolgte die Übernahme der Betriebsleitung durch ein externes Beratungsunternehmen, im darauffolgenden Jahr wurde der Name des Krankenhauses in „Kreisklinik Groß-Umstadt“ geändert und ein neues Logo wurde vorgestellt.

In beinahe jährlichem Rhythmus wurde seitdem renoviert, umgebaut, neue medizinische Einheiten wurden hinzugefügt oder ganz neu gebaut. So wie Ende 2009 mit dem Baubeginn des Zentrums für seelische Gesundheit. Die Klinik für Innere Medizin eröffnete im Mai 2010, das neu erbaute Katheterlabor eröffnete im August 2010, im November desselben Jahres nahm die Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie/Gesichtschirurgie ihren Dienst auf. Nach nur zwei Jahren Bauzeit wurde das Zentrum für seelische Gesundheit in Betrieb genommen. Im Jahr 2013 wurde die neue Bettenstation der Klinik für Geriatrie eingeweiht.

Den finanziellen Grundstein für den Neubau des Bettenhauses legte Gesundheitsminister Stefan Grüttner im Juli 2013 mit der Ankündigung, 40 Millionen Euro für Neubaumaßnahmen an der Kreisklinik Groß-Umstadt einzuplanen. Dem folgte im Jahr 2015 der Architektenwettbewerb als Grundlage der Bauplanung und im Februar 2018 die Übergabe des Fördermittelbescheids. Das ehemalige Kreispflegeheim wurde im April 2018 abgerissen.