Leben in Groß-Umstadt

Haushalt 2026: „Wir stehen mit dem Rücken hinter der Wand“ 

Bürgermeister bringt Haushaltsplanentwurf ein

Bürgermeister bringt Haushaltsplanentwurf ein

Am 02. Oktober 2025 brachte Bürgermeister René Kirch den Haushaltsplanentwurf für das Jahr 2026 in die Stadtverordnetenversammlung ein. Das umfangreiche Zahlenwerk bestätigt, was viele bereits geahnt hatten; die Finanzsituation der Stadt ist weiterhin dramatisch. „Wenn ich bislang gesagt habe, wir stehen mit dem Rücken zur Wand, muss ich jetzt sagen, wir stehen außerhalb des Gebäudes“, sagt der Bürgermeister und kündigt weiterhin Einsparungen und Steuererhöhungen an.

Das Ziel der kommenden Jahre ist klar. Handlungsfähigkeit bewahren, Attraktivität der Stadt weiterentwickeln und die Angebote, die Groß-Umstadt lebens- und liebenswert machen, möglichst erhalten. Eine Mammutaufgabe. „Früher kamen die Krisen höflicherweise nacheinander. Aktuell droht alles gleichzeitig, Ukraine, Inflation, Energiepreisschock, Zinswende“, sagt Kirch und fährt fort: „Die Folgen der multiplen Krisen schlagen sich in den kommunalen Haushalten in ganz Hessen nieder. Die Erträge wachsen langsam, während die Aufwendungen deutlich stärker steigen.“ Im Jahr 2024 haben Hessens Kommunen ein Finanzierungsdefizit von 2,6 Milliarden verzeichnet. Dies führte dazu, dass mehr als 2/3 der Kommunen keinen ausgeglichenen Haushalt vorlegen konnten. Fünf Kommunen verabschiedeten gar keinen Haushalt.

Groß-Umstadt hat den Jahresabschluss 2024 erfreulicherweise statt mit dem errechneten Minus von 998.012 Euro mit einem Plus von etwa 2,6 Millionen Euro abschließen können. Dies konnte erreicht werden, da das Groß-Umstädter Gewerbe höhere Gewinne erzielen konnte, was die Gewerbesteuereinnahmen erhöht hat. Diese Erhöhung führte jedoch leider wieder zu einer Verschlechterung der Schlüsselzuweisungen vom Landkreis. Die zu zahlenden Umlagen an Landkreis und das Land Hessen haben sich dadurch erhöht. Eine zusätzliche Hebesatzerhebung der Kreisumlagen auf 60% - welche vom Landkreis einmal als das absolute Maximum genannt worden war – sorgt zusätzlich dafür, dass die von Groß-Umstadt erwirtschafteten Steuern zu einem größeren Teil vom Landkreis eingezogen werden unter anderem für den Bau und Betrieb von Schulen, Krankenhäusern und Kreisstraßen.

Die Ausgabenlast liegt größtenteils bei den Kommunen. Bei den Einnahmen befinden sich diese allerdings „am Ende der Nahrungskette“. So erhalten die Kommunen als Zuweisungen nur die Gelder, welche von höheren Stellen nicht bereits ausgegeben wurden. Das Investitionsdefizit erhöht sich, was dazu führt, dass dringende Investitionsmaßnahmen wie Sanierung von Straßen, Kanälen und Wasserleitungen hinausgezögert werden müssen – was wiederum dazu führt, dass die Allmählichkeitsschäden im Nachgang deutlich höher ausfallen, als wenn man frühzeitig hätte investieren können.

Groß-Umstadt hält weiterhin am „Groß-Umstädter Weg“ fest. So sind alle Fraktionen bereits über das ganze Jahr hinweg an der Einbringung des Haushaltes beteiligt. Von Mai bis 31. Juli hatten die Abteilungen der Stadtverwaltung Zeit, den Haushalt vorzubereiten. Hierbei kam ein Minus von 10,9 Millionen zu Tage. Einsparungen bei Sach- und Dienstleistungen sowie dem Personalbudget, Verschiebung von Investitionen und eine günstige Gewerbesteuerprognose konnten das Minus auf 900.000 Euro drücken. Durch die Reduzierung des Personalbudgets werden Stellen später nachbesetzt, Krankheitsvertretungen in Teilen nicht eingestellt und einzelne Stellen nach dem sie frei sind nicht mehr nachbesetzt „Die Mittelkürzungen werden dazu führen, dass wir nicht mehr alle Angebote aufrechterhalten können und durch spätere Stellenbesetzungen werden Aufgaben nur verzögert erfolgen können. Dies ist leider die Folge der finanziellen Situation. Trotz aller Kürzungen kamen wir nicht umhin der Stadtverordnetenversammlung bei einer solch dramatischen Lage auch Steuererhöhungen vorzuschlagen,“ sagt Bürgermeister Kirch.

Nachdem die Grundsteuer im Jahr 2024 angepasst wurde, konnte der Hebesatz im Jahr 2025 aufgrund der Grundsteuerreform gesenkt werden. Nun soll der Satz für die Grundsteuer B um 150 Punkte auf 865 Punkte steigen.

Dennoch konnte ein Ausbau der Kinderbetreuung vorangetrieben werden. Seit 2024 bis 2026 wurden und werden 86 neue Kitaplätze geschaffen. Der Spielkreis wurde bereits durch Container erweitert und in Heubach soll eine Waldkindergartengruppe entstehen.

Für die Wasserversorgung und Abwasserreinigung sowie im Straßenbau sind verschiedene Projekte geplant:

  • Unterdorf und Oberdorf Raibach (Vorbereitung des nächsten Bauabschnitts)
  • Trinkwasserbehälter Dorndiel (Abschluss der Arbeiten)
  • Sanierung des Hochbehälters Klein-Umstadt
  • Energetische Sanierung und Modernisierung der Kläranlage
  • Instandsetzung / Generalsanierung des Rohrnetzes
  • Tuchfilteranlage auf der Kläranlage
  • Hans-Böckler-Straße
  • Endausbau Neubaugebiet Semd
  • Ausbau Gehwegteilbereiche
  • Planung Erneuerung Forsthausstraße

Diese Projekte benötigen 17 Millionen Euro Investitionen und 13,6 Millionen Euro Verpflichtungsermächtigungen.

Alleine der Unterhalt der städtischen Straßen, die eine Länge von 115 KM in der Summe haben, sind rund eine Million EUR für die Unterhaltung eingeplant, wobei dieser Betrag anhand der DIN-Normen eigentlich noch höher sein müsste.

Weitere 425.000 Euro sind für die Unterhaltung der öffentlichen Verkehrsflächen veranschlagt.

Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auch weiter im Bereich der Sicherheit. So sind für Feuerwehr, Ordnungsamt und IT Investitionen von knapp 900.000 Euro eingeplant, unter anderem für die technische Ausstattung der Feuerwehr, einen Abrollbehälter Gefahrgut, die Errichtung einer digitalen Mastsirene, die Ergänzung der Videoanlage am Bahnübergang, Anschaffungen für die Ordnungspolizei und die IT-Sicherheit.

Im Bereich Natur- und Landschaftspflege sind 300.000 Euro eingeplant, für Klima- und Umweltschutz sind laufende Mittel im Bereich Sach- und Dienstleistungen in Höhe von knapp 100.000 Euro veranschlagt. Groß-Umstadt soll weiterhin liebens- und lebenswert bleiben, daher gehören auch die Feste weiterhin zum festen Programm. So sind 190.000 Euro für den Bereich Jahrmärkte und Wochenmärkte eingeplant, darin enthalten auch die gesteigerten Kosten für die Sicherheit gerade beim Winzerfest.

Man warte nicht nur auf Besserung von oben, man arbeite Jahr für Jahr intensiv daran nach Möglichkeiten die finanzielle Situation der Stadt zu verbessern, betont Bürgermeister Kirch. In den Jahren 2022-2024 haben bereits drei verschiedene Ansätze der Haushaltskonsolidierung stattgefunden. Verwaltung und Kommunalpolitik arbeiten kontinuierlich dran die finanzielle Situation hier vor Ort zu verbessern und Ausgaben zu reduzieren, um die Belastungen für Bevölkerung und Gewerbe möglichst gering zu halten.

Bürgermeister Kirch erläutert zum Schluss: „Dies führt uns nicht in eine gute finanzielle Zukunft. Aber deshalb dürfen wir dennoch nicht den Kopf in den Sand stecken. Wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir viel bewegen und unsere Stadt mit ihrem Motto Wein, Kultur und Lebensart gut weiterentwickeln.“

Die Details zum Haushalt sowie die Präsentation des Bürgermeisters finden Interessierte unter www.gross-umstadt.de und im Gremieninformationssystem.