Leben in Groß-Umstadt

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Bruno Naggatz geht nach 50 Jahren bei der Stadt in Rente

Bruno Naggatz geht nach 50 Jahren bei der Stadt in Rente

Ein halbes Jahrhundert im Dienste von Groß-Umstadt

Kaum einer kennt Groß-Umstadt besser als Bruno Naggatz, der unmittelbar in der Nähe des Marktplatzes aufgewaschen ist. Bereits in Kindertagen hatte der in Umstadt geborene, heute 65-Jährige, von seinem damaligen Kinderzimmer aus den Blick auf das historische Rathaus. Das markante Gebäude, in dem er sich viele Jahrzehnte zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger einsetzte, war Mittelpunkt seines kompletten Berufslebens.

Am 01.08.1973 startete Bruno Naggatz als Auszubildender zum Verwaltungsangestellten bei der Stadt Groß-Umstadt und schloss diese erfolgreich 1976 ab. Danach ging es für den damals 18-Jährigen für ein Jahr in Steueramt und anschließend in das Hauptamt. Diesem ist der Verwaltungsfachmann all die Jahre lang treu geblieben, wenn auch mit wachsenden Aufgaben betraut.

Bereits vor seinem Berufsantritt im Rathaus wusste und verinnerlichte Naggatz die lateinische Inschrift über dem Haupteingang: „salu is populi suprema lex esto“, zu deutsch in etwa übersetzt in „Des Volkes Wohl ist oberstes Gebot.“ Gemäß dieses Grundsatzes, für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt im Dienste zu stehen, brachte sich Bruno Naggatz mit viel Einsatz, Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit ein halbes Jahrhundert lang ein und prägte die Stadt aus der Verwaltung heraus maßgeblich mit. Dies auf den Tag genau, denn sein Renteneinritt ist zum 01.08.2023.

In all den Jahren erweiterte er stets seine Fähigkeiten und Kenntnisse und lernte die Vielseitigkeit der Themen einer Verwaltung kennen. Er baute ab 1980 erstmals eine Personalabteilung im Rathaus auf. Vorher gab es diese nicht. 2015 kam der Bereich Parlamentarisches Büro zu seinem Aufgabenportfolio dazu.

Gebietsreform 1977 war eine große Herausforderung

Auf die Frage, welche Zeit er als besonders spannend in Erinnerung hat, nimmt er Bezug seine Anfangsfahre: „Im Zuge der Gebietsreform 1977 wurde Groß-Umstadt neu zugeschnitten. Die umliegenden Gemeinden Dorndiel, Heubach, Kleestadt, Klein-Umstadt, Richen und Semd wurden eingegliedert, Wiebelsbach und Raibach durch Eingemeindungsverträge aufgenommen. Dies führte dazu, dass die Stadtfläche sich vergrößerte und die Bevölkerungszahl sich in etwa verdoppelte.“

Damit einher ging eine große Aufgabe für die Verwaltung, besser gesagt Verwaltungen. Naggatz erklärt: „Die Rathäuser der Stadtteile mussten ausgeräumt werden. Das war dank der Akten wie eine Zeitreise in die Geschichte, aber auch eine große logistische Herausforderung.“

Da er sich bereits früh für Geschichte, auch im speziellen für Heimatgeschichte, interessierte, kamen hier zwei Leidenschaften zusammen, die Verwaltung und die Historie. Dies führte dazu, dass er 2011 ehrenamtlich auch das Archiv übernahm.

Insgesamt arbeitete Naggatz für vier Groß-Umstädter Bürgermeister. Besonders geschätzt im Kollegium ist seine Zuverlässigkeit, Empathie und seine hohe Detailtiefe zu Fragen aller Art. Verwaltungsintern wie historischer Natur.

Bis zum Schluss ist Bruno Naggatz voll eingebunden in die Verwaltung. Der Gedanke daran, dass der geschätzte Kollege bald nicht mehr wie gewohnt ansprechbar an seinem Schreibtisch sitzt, verursacht mitunter ein mulmiges Gefühl in der Stadtverwaltung.

Veränderungen gehörten schon immer im Berufsleben dazu, weiß Bruno Naggatz: „Als ich in der Verwaltung anfing, gab es weder Computer, geschweige dem Smartphones. Es gab zwei elektronische Schreibmaschinen und jede Menge Karteikarten und Register.“ Im Laufe der Zeit arbeitete sich der Verwaltungsfachangestellte in Dutzende neue Technologien, Softwareprogramme und Prozesse ein, von der 8 Zoll Diskette hin zur Cloud.

Was ihn während seiner Berufsjahre besonders getroffen hat, war, wenn Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter während des aktiven Arbeitslebens gestorben sind. „Fassungslos hatte mich der plötzliche und unerwartete Tod des Bürgermeisters Joachim Ruppert gemacht, unter dem ich fast 16 Jahre arbeiten durfte.

„Man wird mich auch als Ruheständler öfters in der Stadt sehen“

Der Vater von drei Kindern und zwei Enkelkindern wohnt zwar mittlerweile in Ober-Roden, ist und bleibt aber ein Waschechter Umstädter: „Ich bin in Umstadt geboren, aufgewachsen und habe mein ganzes Berufsleben sehr gerne für die Stadt gearbeitet. Obwohl ich vor 30 Jahren weggezogen bin, fühle ich mich nach wie vor als Umstädter.“ Er verspricht mit einem Lächeln: „Man wird mich auch als Ruheständler öfters in der Stadt sehen.“

Bürgermeister René Kirch: „Mit dem Renteneintritt von Bruno Naggatz verliert die Stadt einen wertvollen Mitarbeiter und eine respektierte Persönlichkeit. Wir wünschen ihm alles Gute für seinen Ruhestand und hoffen, dass er sich in Zukunft auf viele glückliche Jahre freuen kann. Wir sind ihm für seine vielen Jahre treuen Dienstes an der Stadt Groß-Umstadt zutiefst dankbar und werden ihn vermissen.“

Seine neu gewonnene Zeit will Naggatz nutzen, um der Gartenarbeit nachzugehen und in ferne Länder zu reisen. Die nächste große Reise ist bereits geplant.