Leben in Groß-Umstadt

Stadthallenkino

Am 23. April läuft „Kannawoniwasein“ und „Die Herrlichkeit des Lebens“

Am 23. April läuft „Kannawoniwasein“ und „Die Herrlichkeit des Lebens“

Am Dienstag, 23.04.2024, verwandelt sich der Große Saal der Stadthalle Groß-Umstadt wieder in einen Kinosaal. Gezeigt wird um 17 Uhr der Film „Kannawoniwasein“ im Kino für Kinder. Anschließend läuft um 20 Uhr der Film „Die Herrlichkeit des Lebens“.

Der Eintritt kostet 6 Euro pro Kind und 8 Euro pro Erwachsenen. Karten sind an der Kasse erhältlich. Veranstalter sind die Stadt Groß-Umstadt und Cine Max GmbH, Hanau.

KANNAWONIWASEIN!

Pendelkind Finn wird auf seiner ersten unbegleiteten Zugfahrt zwischen Berlin und Neustrelitz prompt beklaut. Und weil die Polizei ihn für einen Ausreißer hält, büxt Finn mit der schlagfertigen Jola aus. Die Kinder begeben sich mit einem Traktor auf eine einzigartige Abenteuerreise bis ans Meer in Mecklenburg-Vorpommern – weg vom eigenen Verloren-Sein hin zu Mut und Selbstvertrauen.

Natürlich muss man noch erzählen, wie das Trennungskind Finn überhaupt im Polizeiauto gelandet ist. Eigentlich wollte der Junge nämlich mit seinem Vater Volkan (Eko Fresh, bekannt als Rapper) in Neustrelitz paddeln gehen. Aber der hat viel zu tun mit seinem gerade gestarteten Veggie-Catering. Deshalb setzt er den Sohnemann geradewegs in den Zug nach Berlin, wo ihn die dort lebende Mutter allerdings auch nicht brauchen kann. Als wäre das alles nicht genug, wird Finn in der Bahn vom Möchtegern-Rocker Heiko (Joachim Foerster) beklaut. Handy, Geld, Fahrkarte – alles war in dem Rucksack, der nun weg ist. Wer’s glaubt, wird selig, denkt die Zugbegleiterin (Mirja Boes). Sie ruft die beiden übergewichtigen und leicht überforderten Polizisten zu Hilfe, von denen schon die Rede war. Zum mangelnden Glück kommt also auch noch Pech dazu. Oder: Kannawoniwasein! wie man in Berlin sagt.

Stefan Westerwelle (Matti und Sami und die drei größten Fehler des Universums, 2018) entwickelt dafür schöne Motive: Übernachten auf einem Hochstand, das Tuckern mit einem alten Traktor durch die Landschaft und die Begegnung mit einem friedlichen Wolf. Er flicht Nachdenkliches in die Komödie, ohne insgesamt die Leichtigkeit und den schnoddrigen, wie improvisiert wirkenden, Ton zu verlieren. In solch ernsteren Momenten geht es um Gefühle, die wohl nicht nur Scheidungskinder und soziale Außenseiter manchmal erleben: die Angst, vergessen zu werden, im Weg zu stehen oder einfach von niemandem gewollt zu sein.

Deutschland 2023, Regie: Stefan Westerwelle, Darsteller: Miran Selcuk, Lotte Engels, Gisa Flake, 90 Min., ab 6 J.

DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS

„Es zählt nur der Augenblick!“ – so lautet das Motto dieser sensiblen, poetischen Love Story, die gleichzeitig von der Schönheit und der Tragik einer großen Liebe erzählt, ohne auf die Tränendrüsen zu drücken.
Das Drama um Franz Kafka und seine letzte Liebe ist kein Kafka-Biopic und handelt nur peripher von seinen Werken. Stattdessen hält der Film gekonnt die Balance zwischen Melodram und romantischer Komödie, wobei Sabin Tambrea und Henriette Konfurius in den Hauptrollen die Idealbesetzung darstellen: Sie überzeugen in ihrer Darstellung eines Liebespaars, das sich im Angesicht des Todes findet und zusammenbleibt – bis zum Ende.

„Manchmal ist das Glück am größten, wenn es ganz klein ist“, schrieb Franz Kafka in sein Tagebuch – das Zitat steht als Motto über der Verfilmung des Romans, inszeniert vom Regie-Duo Georg Maas und Judith Kaufmann. Ihr gemeinsamer Film bewahrt ein schönes atmosphärisches Gleichgewicht zwischen dem gelebten Glück des Moments und der allgegenwärtigen Bedrohung durch die Krankheit, denn Franz Kafka ist krank – unheilbar krank, als er seine große Liebe Dora Diamant kennenlernt.

Das Wissen um das nahe Ende ihrer Beziehung schwebt als ständige Bedrohung über dem Paar. Wie geht man damit um, wenn der geliebte Partner zum Patienten wird und wenn die Partnerin von der sinnlichen Bettgenossin zur Pflegekraft mutiert? Hier gibt es keine gepflegte, elegante TBC-Atmosphäre à la Zauberberg. Aber es gibt zwei Menschen, die sich innig lieben und die wissen, dass sie nur wenig Zeit miteinander haben. Nur der Moment ist wichtig, sagt der Film. Das Jetzt, denn in der nächsten Sekunde kann alles vorbei sein. (Gaby Sikorski)

Deutschland 2024, Regie: Georg Maas, Judith Kaufmann, Darsteller: Sabin Tambrea, Henriette Confurius, Daniela Golpashin, Mira Griesbaum, Lionel Hesse, Länge: 99 Minuten, FSK:  ab 6 J.